Reaktivierung von Bahnstrecken in Deutschland

In einem spannenden Positionspapier zeigt die Allianz pro Schiene die Notwendigkeit und das Potenzial von ausgewählten Bahnstrecken auf, die nach Meinung des Verbandes zu reaktivieren sind: „Reaktivierung von Bahnstrecken in Deutschland“, so der Titel der nachfolgendend verlinkten Broschüre.

Die Coronakrise bietet die einmalige Chance zu einem echten Wechsel in der Verkehrspolitik. Ein solcher Wechsel kostet Geld, aber statt dieses Geld im wahrsten Sinn des Wortes durch Förderung der Automobilindustrie zu verbrennen – denn nach wie vor setzen diese, entgegen aller ökologischer Vernunft auf Verbrennungsmotoren – sollte jetzt massiv in die Schiene investiert werden. Leider haben die Bundesautolobbyminister – Verzeihung…Bundesverkehrsminister, dies noch nicht begriffen, was möglicherweise mit der deren Parteizugehörigkeit zu tun hat. Denn bei der CSU braucht man oftmals etwas länger, um naheliegende Zusammenhänge zu begreifen, vor allem dann, wenn diese Zusammenhänge den Amigos der bayerischen Staatspartei zuwider laufen. Deshalb liegen die Investitionen in den Schienenverkehr pro Bundesbürger weiter unter dem anderer europäischer Staaten, wie diese Graphik der Allianz pro Schiene zeigt:

Das hier verlinkte Positionspapier zeigt das Potenzial brachliegender Bahnstrecken wunderbar auf, spannend wird es ab Seite 14: Hier findet sich eine Landkarte mit den zu reaktivierenden Strecken. Nachfolgend wird bei allen ausgewählten Strecken der Bedarf, der Nutzen und der Aufwand aufgelistet. Dabei zeigt sich: bis auf wenige Ausnahmen ist der finanzielle Aufwand überschaubar, da die Infrastruktur im Prinzip verhanden ist.

Mit dabei sind etwa Lückenschlüsse im Bereich der mecklenburgischen Seen, der Wiederaufbau der kriegszerstörten Karniner Brücke und damit die Direktverbindung von Berlin nach Swinoujscie auf Usedom. In Rheinland-Pfalz etwa ist die Reaktivierung der Hunsrückbahn, der Eifelquerbahn und der Zellertalbahn in der Pfalz vorgesehen. Letztere stellen wichtige Lückenschlüsse dar: Frankfurt – Kaiserslautern – Saarbrücken – Paris: statt durch das enge Speyerbachtal durch die Ebene zwischen Donnersberg und Pfälzer Wald, Mittelrhein – Gerolstein zur Erschließung der Tourismusregion Vulkaneifel. Bei der Hunsrückbahn ist allenfalls zu bemängeln, dass ein Anschluss nur Richtung Rhein-Main erfolgt, nicht jedoch in Richtung Trier – Luxemburg. In Bayern ist die Fuchstalbahn im Gespräch: die Reisezeit von Augsburg nach Schongau könnte damit halbiert werden. Statt dem Umweg über den Ammersee und Weilheim direkt von Landsberg aus über Hohenfurch nach Schongau. Die mittelalterlicher Perle Dinkelsbühl an der romantischen Straße könnte ebenfalls wieder einen Schienenanschluss bekommen. Da die Allianz pro Schiene alles andere als weltfremde Träumer sind, sollten deren Ideen ernst genommen und umgehend umgesetzt werden.

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