Die exakte Lage dieser alten Brauerei, die im Jahre 1994 ihren Betrieb einstellte, möchte ich hier nicht verraten, sie liegt im Hügelland zwischen Augsburg, Ingolstadt und Freising. Ebenso wurde der Name und die damalige Telefonnummer in den Fotos unkenntlich gemacht. Zu gut ist die Anlage erhalten, zu schade wäre es, wenn durch Diebstähle und Vandalismus dieses unvergleichliche Industriedenkmal zerstört würde. Bisher scheint das funktioniert zu haben, das Gebäude ist ohne größere Probleme betretbar, Graffitys sind kaum verhanden, es blieben alte Maschinen, Möbel und Kachelöfen zurück, selbst alte Geschäftsunterlagen und Rechnungen sind zu finden.
Daher an dieser Stelle nochmal die ungeschriebenen Urbex-Regeln: nichts mitnehmen, nichts zerstören, keine Spuren hinterlassen, nur gucken und fotografieren!
Die nachfolgenden Bilder sind leider nur Handyfotos. Ein besonders schlauer Mensch hatte an fast alles gedacht: Taschenlampe, eine Canon 6D samt Akkuladegerät, nur die SD-Karte war in Berlin im Laptop verblieben. Und an keiner Tankstelle im Umkreis war an diesem 2. Weihnachtsfeiertag eine Speicherkarte zu bekommen.
Beginnen wir mit einigen Außenaufnahmen vom Dorf, dem Gebäude und dem alten Biergarten, ehemals einer der schönsten der Region.
Das ehemalige Brauereigebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert. Lediglich ein kleiner Anbau wurde in den 70er Jahren hinzugefügt, in dem sich zuletzt das moderne Sudhaus befand. Hiervon ist nicht mehr erhalten, es wurde nach der Schließung der Brauerei komplett abgebaut: „this world is making me so sad“…“this is not a love story“…
Ein wenig um die Löcher im Boden herum balancierend, erreicht man den alten Teil des Gebäudes. Hier fallen einem fast die Augen aus dem Kopf: Beim Bau des neuen Sudhauses blieb das alte einfach stehen: ein gemauerter Sockel, bedeckt von einer metallenen Sudpfanne, mit Holz- oder Kohlefeuerung. Ein Rührwerk, bestehend aus Zahnrädern und Keilriehmen ist ebenfalls zu sehen. Ebenfalls erhalten die Abzapfvorrichtung zur Analyse des frisch gebrauten Biersuds.
Nahe des Kessels geht es in die Unterwelt, zwei Stockwerke runter. Hier herrscht völlige Dunkelheit, eine Taschenlampe ist unverzichtbar. Auf zwei Etagen gibt es riesige Gewölbe, die nicht identisch mit dem Grundriss des Gebäudes sind, sprich: sie sind aller Vermutung nach weitaus älter als der Rest des Gebäudes, immerhin geht die Brauerei zurück auf das Jahr 1694. Wunderbar erhalten ist der alte Gärkeller. Bis weit in die 80er Jahre fand der Gärprozess in offenen Bottichen statt, bevor das Jungbier in metallene Tanks zum Reifen abgefüllt wurde. Mittlerweile findet die auch die Gärung selbst in geschlossenen Tanks statt.
Zurück aus der Unterwelt geht es weiter nach oben. Über knarrende Holztreppen erreicht man die Obergeschosse, hier ist die die alte Schrotmühle, mit Resten alter Räderwerke zu erkennen und auch der ehemalige Malzboden ist klar identifizierbar. Einige weitgehend leere Räume liegen daneben, in einem davon blieb ein herrlicher grüner Kachelofen stehen. In demselben Raum sind auch hunderte von alten Rechnungsordnern und weitere Schriftstücke zu finden, die man mit etwas Zeit mal genauer ansehen sollte. Vielleicht finden sich hier noch weitere Dokumente über die Geschichte der Anlage. In jedem Fall: es handelt sich bei diesem Gelände um einen der interessantesten „Lost Places“ den ich bisher besucht habe. Hoffen wir, dass er noch lange existieren möge!