Musikalische und andere Streifzüge durch Tel Aviv

Israel ist immer eine Reise wert. Hier soll es zunächst um die pulsierende, weltoffene Metropole Tel Aviv – Jaffa gehen, seit Jahrzehnten Inbegriff von Kultur und Lifestyle. Die Stadt ist voll von Bars, Cafés, quirligen Märkten, Clubs mit Livemusik. Das große Plus ist die Lage direkt am Meer mit kilometerlangen Sandstränden. An Sehenswürdigkeiten gibt es den alten Hafen von Jaffa und die Reste der einstigen arabisch geprägten Altstadt, sowie das Flohmarktviertel. Von Jaffa aus sind es etwa drei Kilometer ins Zentrum von Tel Aviv, das 1909 offiziell im Rahmen der Aliya, der Einwanderung der zionistischen Pioniere in diesen Teil des kurz vor dem Zusammenbruch stehenden Osmanischen Reiches, gegründet worden war.

Auf dem Weg dorthin wird die Hassan Bek Moschee, ein monumentaler Bau vom Beginn des 20. Jahrhunderts und das Viertel Neve Tsedek mit stillen Straßen mit kleinen Häusern, ab 1887 von den ersten jüdischen Siedlern, damals noch als Vorstadt von Jaffa erbaut. Heute wirken die kleinen Häuschen mit den roten Dächern malerisch. Dies Viertel gilt als hippes Künstlerviertel mit zahlreichen Galerien und Restaurants. Nördlich anschließend dann der financial district mit mehreren Wolkenkratzern rund um den Rothschild Boulevard.

Insbesondere Montefiori, das Viertel rund um den Karmel-Markt hatte es mir angetan. Es besteht aus hunderten von Gebäuden im Bauhausstil, doch auch Art Deco und Jugendstil sind zu finden. Hier wirkt es vergleichsweise urban, weite Teile dieses Gebietes sind Fußgängerzone. An der Allenby Str. befindet sich die große Synagoge, erbaut 1926. Die heutige spektakuläre Außenfassade mit einer umlaufenden Bogengalerie stammt vom Beginn der 70er Jahre. Vom Karmel Markt aus ist der Strand in etwa 15 min zu Fuß zu erreichen.

Beginnen wir in Jaffa, der alten arabischen Hafenstadt, die bereits zu biblischen Zeiten existierte.

Die Altstadt von Jaffa liegt auf einem Hügel oberhalb des Hafens und wird von einer Kirche im italienischen Stil dominiert, die aber in ihrer heutigen Form erst vom Anfang des 20. Jh stammt. Insbesondere der Bereich der vom alten Hafen aus ansteigenden Altstadt wirkt bis heute mustergültig arabisch. Hier gibt es noch zwei historische Moscheen, kleine verwinkelte Gassen. Der größte Teil der Altstadt wurde allerdings zu Zeiten der britischen Mandatschaft in den 30er Jahren zerstört, um den damaligen Aufstand der arabischen Bevölkerung kontrollieren und niederschlagen zu können. Hierzu wurden über 220 Gebäude abgerissen. An deren Stelle befindet sich heute eine breite Promenade, sowie ein höher gelegener Park mit tollem Blick auf die Skyline von Tel Aviv. Östlich des Altstadthügels liegt das Marktviertel mit dem Uhrturm. Klassische Märkte finden hier nicht mehr statt, dafür haben sich hier die Antiquitätenhändler angesiedelt. Hier befindet sich heute der größte Flohmarkt von Israel. In den Gassen des Marktviertels liegen unzählige Kneipen und Cafés und auch am alten Hafen kann man wunderbar essen. Beliebt ist der aus dem See Genezareth kommende St. Peter Fish.

Setzen wir unseren Weg fort ins Zentrum von Tel Aviv und werfen einen Blick auf das Viertel Montefiore rund um den Karmelmarkt und die große Synagoge. In einer ehemaligen kleinen Synagoge innerhalb des Marktgeländes befindet sich heute das Hummusrestaurant Magen David. Ebenfalls in diesem Bereich befindet sich der Club Pasaz, unter einer passagenähnlichen Durchfahrt, im Keller. Hier gibt es regelmäßige Konzerte und Themendiscos. Toll ist auch das Restaurant Port Sa’id, in unmittelbarer Nähe der Synagoge, vollgestellt mit unzähligen Schallplatten und DJs mit Loungemusik. Das eigentliche Stadtzentrum liegt nördlich des hier vorgestellten Bereiches und ist weniger interessant.

Etwa einen Kilometer westlich des Karmelmarktes liegt der Strand, der sich kilometerlang nach Norden hin erstreckt. Hier gibt es unterschiedliche Strandabschnitte für verschiedene Zielgruppen. Selbst bei schlechtem Wetter lohnt sich ein Spaziergang dorthin, denn die vielen Strandcafés servieren hervorragenden türkischen und arabischen Kaffee und andere Leckereien. Auch das israelische Bier der Marke Goldstar ist nicht zu verachten. Die Architektur rund um den Strand ist gewöhnungsbedürftig und erinnert an spanische Strandstädte.

Meine Lieblingslocation, in der ich sogar zweimal war, liegt südöstlich des Karmelmarktes: Levontin 7, eine Bar mit darunter liegendem Liveclub. Jeden Abend gibt es Livemusik unterschiedlichster Genres und die Eintrittspreise sind moderat.

Hier Bilder eines Quartetts, mit einer Mischung aus Klezmer und Jazz mit Klavier, Kontrabass, Schlagzeug und Sopransaxophon. Das Konzert setzte sich danach auf der Straße als Session fort. Tags darauf spielte hier die Gruppe Boogie Balagan Bluesrock – ZZ-Top lässt grüßen – mit arabischen Einflüssen.

Praktische Tipps:

Flug:

Um nach Israel zu gelangen bleibt im Moment nur der Flieger, mein langgehegtes Ziel einmal über die Türkei – Syrien – Jordanien auf dem Landweg dorthin zu gelangen ist aus verständlichen Gründen gerade nicht möglich, auch verkehren derzeit keine Fähren von Zypern aus nach Ägypten oder Haifa.

Wenn man mit der Israelischen Airline El Al (oder deren Tochtergesellschaft Up) fliegt, sollte man beim Einchecken Zeit mitbringen: die Befragungen der israelischen Sicherheitsbehörden finden bereits am Startflughafen statt, die Standardfragen sind der Grund der Reise und bisherige Reisen in arabische Länder. Wer einen arabischen Namen oder entsprechende familiäre Wurzeln hat, sollte einiges mehr an Zeit mitbringen. Mir ist es einmal passiert, dass ich kurz vor dem Boarding nochmal rausgerufen wurde: man hatte in meinem Aufgaberucksack einen Kulturbeutel von „Emirates“ gefunden. Woher der sei, ich hätte doch gesagt ich wäre noch in keinem arabischen Land gewesen… Der Serice von El Al ist etwas „rustikal“, dafür sind es Direktflüge, Dauer etwa vier Stunden. Die Zeitverschiebung beträgt +1h.

Eine Alternative sind die Airline Ukraine International (MAU) mit Stop in Kyiv oder Turkish Airlines mit Zwischenlandung in Istanbul. Der Service bei Turkish großartig und es gibt auch Essen.

Bei allen Varianten ist mit 180 € – 300 € für das Ticket in beide Richtungen zu rechnen.

Ankunft vor Ort:

Wer nicht mit El Al fliegt der wird nach Ankunft am Flughafen Ben Gurion zwei Mal befragt: Grund der Reise, Arab-Connections. Erst danach erfolgt die Einreisekontrolle, was ebenfalls einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Ein Reisepass ist erforderlich, für Staatsbürger der EU aber kein Visum. Gestempelt wird seit etlichen Jahren schon nicht mehr, aber man erhält eine Einreisekarte, die gut aufbewart werden und bei der Ausreise auch wieder vorgezeigt werden muss. Auch unterwegs, insbesondere bei Wiedereinreise aus der Westbank kann das Vorzeigen der Karte verlangt werden.

Geldfragen:

Man sollte sich bereits am Flughafen Geld besorgen, denn zumindest am Bahnhof Ha Shalom gab es keine Geldautomaten. Geld abheben mit Kreditkarte funktioniert bei den meisten, aber längst nicht bei allen Banken. Zahlung per Kreditkarte ist unproblematisch. EC-Karte mit Maestrosymbol funktionieren im Allgemeinen, nicht jedoch die mit V-Pay Symbol. Die Währung ist der neue israelische Shekel (NIS), der auch auch auf der Westbank allgemeines Zahlungsmittel ist. Der Kurs zum Euro liegt ungefähr bei 4:1. Das Preisniveau, insbesondere Essen und Trinken liegt deutlich über dem deutschen Preisniveau. So muss für ein Goldstar, 0,3l mit ca. 24 Shekel, 6 € gerechnet werden. Essen gehen ist selten unter 120 NIS möglich, es sei denn man besucht eines der vielen Hummusrestaurants oder ernährt sich von Falaffeln und Shawarma.

Fortbewegung in der Stadt:

Direkt am Flughafen befindet sich ein Bahnhof mit regelmäßigem Verkehr in die Stadt. Die Tickets haben ungefähr deutsches Preisniveau.

Ab Freitag Nachmittag beginnt der Shabat. Dann, sowie den kompletten Samstag über gibt es so gut wie keinen öffentlichen Nahverkehr im Land, wobei in der weltoffenen Metropole Tel Aviv dies etwas lockerer gesehen wird. Ausflüge also so planen, dass man zu dieser Zeit nicht unterwegs ist! Auch haben viele Restaurants dann geschlossen. In arabisch geprägten Regionen und Städten (z.B. Nazareth) herrscht normales Leben.

Die wichtigsten Bahnhöfe in Tel Aviv sind Ha Hagana, südöstlich des Zentrums und Ha Shalom östlich des Zentrums. Für die hier beschriebenen Stadtviertel ist Ha Hagana der günstiger gelegene. Von dort aus sind es etwa 2 km bis zur Allenby Str. Eine U-Bahn gibt es nicht, aber eine moderne Straßenbahn mit einigen unterirdischen Stationen ist im Bau. Eine gute Fortbewegungsmöglichkeit sind auch die öffentlichen Fahrräder, Tel-o-fun, die per Kredikarte funktionieren.

Alle Straßenschilder sind in hebräischer, englischer und meist auch in arabischer Sprache beschriftet. Englisch wird überall verstanden. Wer russisch kann, sollte ebenfalls keine größeren Verständigungsprobleme haben.

Übernachten:

Hotelpreise sind in Israel nicht billig, aber über Booking und andere Plattformen ist alles buchbar. Die staatlichen Jugendherbergen liegen bei ca. 32€ pro Platz im 4-Bett-Zimmer incl. Frühstück. Der Service und die Räumlichkeiten sind meist hervorragend. Private Hostels sind oftmals deutlich günstiger.

Hier einige Top-Tipps zum Übernachten:

Das Chef Hostel, ruhig in einem älteren Gebäude nahe der Synagoge. Tolle Räumlichkeiten, Küche, Loungebereich, Hof, Fahrradverleih. Der Chef, Roy Cohen spricht hervorragend deutsch. Alles sehr gemütlich und familiär. https://www.facebook.com/chefhostel/ Montefiore Str.19

Das Abraham Hostel ist ein Großhostel nahe dem Rothschild Boulevard und nur einen Steinwurf vom Club Levontin entfernt. Großer Saal mit Bar und Bühne. Gäste aller Altersgruppen. Eine Dependance gibt es in West-Jerusalem, mit ähnlichem Flair. https://www.abrahamhostels.com/tel-aviv/ Levontin Str. 21

Old Jaffa Hostel, mitten im Marktviertel in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Große Küche, großartige Dachterasse. Der Service kann etwas „rough“ sein. https://www.telaviv-hostel.com/ Amiad Str. 13. Man fällt buchstäblich in die Kneipen und Restaurants in der unmittelbaren Umgebung.

Cafés, Restaurants Kneipen und Clubs:

Urbano Jaffa: Urige, jahrhundertealte Gewölbe, hippe Atmosphäre. Olei Zion St 2, Tel Aviv-Yafo, 6804112, Israel

Unzählige Restaurants gibt es am alten Hafen, Jaffa. Toll ist das russischsprachige Fischrestaurant Pыбацкая бухта. Nemal Yafo St 8, Tel Aviv-Yafo, Israel

Magen David: Einmal sollte man auf jeden Fall in einem traditionellen Hummus Restaurant gewesen sein. Den Charme dieses Restaurants macht die Lage in einer ehemaligen Synagoge aus. HaCarmel St 11, Tel Aviv-Yafo, Israel

Port Sa’id: Hippes Lokal, nahe der großen Synagoge mit JDjs, Har Sinai St 5, Tel Aviv-Yafo, Israel

Club Pasaz: Live Club, nahe der Synagoge, Allenby St 94, Tel Aviv-Yafo, Israel

Levontin 7: Bar mit Live Club im Keller, Levontin St 7, Tel Aviv-Yafo, Israel

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