Reisen

Hier finden sich einige ausgewählte Reisebeschreibungen der letzten Jahre. Die Liste wird wachsen. Immer geht es um unkonventionalle Reisen, per Bahn, per Schiff, mit Zelt, Rücksack, mit Fahrrad. Also Touren, die nicht jeder macht.

März 2019: Auf dem Land- und Seeweg nach Kreta

Diese Tour führte durch fünf europäische Länder: Österreich, Italien, San Marino, Albanien, Griechenland.

Über München ging es mit dem Nachtzug nach Bologna, wo ich gegen 5:30 ankam. Aber selbst um diese Zeit sind in Bologna Centrale die Cafés offen und somit der morgendliche Cappucino samt Brioche gesichert. Als es hell wurde ein dreistündiger Spaziergang durch die wunderbar, menschenleere Altstadt von Bologna, mit ihren Laubengängen, Palästen und Patriziertürmen. Weiter ging es nach Rimini. Ein kurzer Gang durch die wenig spektakuläre Altstadt, danach besteige ich den Bus nach San Marino, ein weiteres europäisches Land einsammeln. Das ganze Land im Prinzip nur ein felsiger Berg mit der wirklich spektakulären gleichnamigen Stadt auf der Spitze. Gut befestigt, mit wehrhaften Türmen und einer Burg blickt man über das Land. Von Rimini aus, an leeren Stränden vorbei (hier also verbringt der Durchschnittsdeutsche seinen Sommerurlaub!) erreiche ich schon im dunklen Bari, und fahre mit dem Stadtbus direkt zum Hafen. Der Hafen ist riesig und Pendelbusse bringen einen vom einen ans andere Ende. Das vorgebuchte Fährticket musste noch umgetauscht werden in einen Boarding Pass. Auf dem Schiff angekommen, ziehe ich mich zusammen mit einem Australier in die Holzklasse zurück – im wahrsten Sinn des Wortes, wo ich auf dem harten Bänken meinen Schlafsack ausbreite. Früh morgens ist Durres erreicht, die wichtigste Hafenstadt von Albanien. Eine Hochhauskulisse aus hässlichen alten und noch hässlicheren neuen Bauten erwartet einen. Dazwischen gibt es paar Altstadtgassen und ein Amphittheater aus römischer Zeit. Die Leute in Albanien sind unglaublich freundlich, in einem Café lassen wir unser Gepäck und besuchen die Innenstadt. Der Bahnhof liegt gleich am Hafen, aber dort herrscht Ruhe und Einsamkeit. Die Bahn hat in Albanien keinerlei Bedeutung mehr. Mit dem Bus geht es nach Tirana, wo ich ein Hostel gebucht hatte. Die Stadt ist quirlig und voller Cafés, verfügt aber über nur wenig Altbausubstanz. Das Zentrum ist der Skanderbekplatz mit einer historischen Moschee und realsozialistischer Architektur. Bei einem Bier bekommen wir noch die Probe einer lokalen Bluesband mit.

Tags darauf ein Rundgang durch die Stadt: das alte Parteibonzenviertel, heute Kulturoase der Stadt, das Marktviertel. Nicht unbedingt schön, aber alles sehr entspannt. Mit dem Bus geht´s nur weiter nach Berat, die wohl sehenswerteste historische Stadt im Süden des Landes.

Hier gibt es nicht nur eine, sondern in der Tat drei voneinander getrennte Altstädte, zwei auf den jeweiligen Ufern des Flusses und eine auf der Hügelspitze. Die Stadt besteht komplett aus kleinen schwarz – weißen Balkanhäusern. Den weg von der Unterstadt zur Burg wollte ich abkürzen, im Nachhinein ein äußerst schlechte Idee: der Weg wurde steiler und steiler und schließlich senkrecht. Mit zitternden Knien erreichte ich die Hügelkuppe, wo erst mal ein Gipfelbier notwendig war.

Von hier aus ging es mit dem Bus weiter nach Gjirokastra, eine weitere historische Stadt in Süden den Landes. Hier gab es ein wunderbares Hostel mit netten Leuten und einer angeschlossenen Kneipe. Ein Willkommens-Rakija war mit inbegriffen. Überhaupt diese albanische Variante des Islam ist eine, an die man sich gewöhnen kann: mit Schweinefleisch, Bier und Schnaps, dafür aber ohne Kopftücher.

Von Gjirokastra gibt es einige Busse nach Griechenland, die Tickets sind in Reiseagenturen zu buchen. Gegen den frühen Abend war Joanina erreicht, eine historische Stadt am Ufer eines großes Sees. Von hier aus fuhr tatsächlich noch ein Bus nach Kalabaka, was online nicht ersichtlich war. Das Informationssystem der KTel Busse ist etwas gewöhnungsbedürftig. In Kalabaka übernachte ich in einem schönen Hostel in der Stadt. Ein Fahrradverleih ist direkt daneben, und so fahre ich eine Runde durch die weltberühmten Meteoraklöster, gelegen auf spektakulären Felsen und mit großartigen Malereien im Inneren.

Mit dem Zug erreiche ich am späten Abend Athen. Auch hier ein Hostel – mit Dachterasse – unmittbar am Monastirakiplatz. Tags drauf streife ich durch die Stadt, die trotz so mancher Bausünde der 60er und 70er Jahre noch viel Athmosphäre bewahrt hat. Tolle Passagen im Jugend- und Art Deco Stil nahe dem Omoniaplatz, urige Kneipen und Gaststätten nahe der großen Markthalle und selbst die Touri-Zone an der Plaka ist zu dieser Jahreszeit angenehm leer.

Der Hafen von Piräus ist mit der Metro zu erreichen, wo das Nachtschiff der Anek Superfast Line nach Heraklion schon bereit liegt. Gegen Sonnenaufgang erreiche ich die Hauptstadt von Kreta. Eine Schönheit ist sie nicht, woran die Generation unserer Großeltern einen entscheidenden Anteil hatte. Das eine oder andere nette Café ist zu finden, und die ausgegrabenen und teilrekonstruierten Reste des Palastes von Knossos sind spektakulär. Von Heraklion aus geht es mit dem Bus anch Retymnon, das genaue Gegenteil von Heraklion: eine malerische Altstadt mit Fischerhafen, überragt von einer Festung. Und ein wunderbares Hostel gibt es dort. Man sitzt zusammen im Hof, kocht und verabredet sich zu gemeinsamen Aktivitäten. Thomas aus Berlin hatte sich ein klappriges Auto gemietet und so fuhren wir zu dritt an die Südküste nahe Plakias. Hier gibt es einige Klöster und eine römische Brücke. Wir übernachten in einer der schrägsten Locations, die überhaupt vorstellbar sind, Bekannte von Thomas, über paar Ecken. Hier gab es vor einigen Jahren eine Hippiekommune, überwiegend Holländer, alles recht esoterisch. Das Haus, das mittlerweile recht heruntergekommen ist, sieht innen aus wie eine Moschee und überall riecht es nach Räucherstäbchen. Zur Zeit lebt nur noch ein Holländer dort. Der eigentliche Besitzer wird mit Haftbefehl in Griechenland gesucht. Rund um das Gebäude existierte jahrelang eine lukrative Pilzzucht (nein, keine Champignons…). Das Highlight der Gegend ist aber der Strand von Preveli, nur zu Fuß zu erreichen. Hier mündet ein felsiger Canyon in das Meer und alles ist voll mit Palmen. Südseeflair am Mittelmeer!

Von Retymnon aus fahren regelmäßig Busse nach Chania, die wohl schönste Stadt der Insel. Auch hier gibt es einen Fischerhafen, Kirchen, Moscheen, eine grandiose Markthalle. Von Chania aus fliege ich über Athen zurück nach Berlin Schönefeld.

 

 

Januar 2019: Auf dem Land- und Seeweg durchs Baltikum nach Stockholm:

Diese Tour funktioniert nur mit Start in Deutschland Donnerstags oder Freitags. Denn nur Freitags, Samstags und Sonntags fahren zwei tägliche Zugpaare von Bialystok nach Kaunas über die polnsich-litautische Grenze. Diesen Zug wird man auf deutschen Webseiten vergeblich suchen, aber es gibt ihn. Tickets bis an die litautische Grenze sind nicht online buchbar. Am besten man wendet sich an einem fachkundige Bahnagentur. Es epfiehlt sich, in Bialystok zu übernachten, von wo aus man den Frühzug gegen 08:00 nach Litauen nimmt.

Ein Aufenthalt in Kaunas ist wärmstens zu empfehlen, übernachten sollten man aber in Vilnius, dann von dort aus ebenfalls nur Samstag und Sonntags gegen 11:00 ein Zug Daugavpils fährt. Dort hat man etwa 3h Zeit, sich die russischste/sowjetischste Gruoßstadt der EU zu besuchen, um spätnachmittags weiter zu fahren nach Riga und dort ebenfalls zu übernachten. Gegen 10:00 Uhr fährt der einzige Zug nach Valga mit direktem Anschluss über Tartu nach Tallinn. Tartu, die zweitgrößte Stadt Estlands verfügt nicht nur über einen der schönsten Bahnhöfe der Region, sondern auch über eine kleine, aber feine Altstadt. Von Tartu ist Tallin mehrmals pro Tag erreichbar. Dort sollte man man mindestens einen Tag verbringen um am folgenden Abend weiterfahren nach Helsinki. Die Stadt ist voll mit Jugendstil und ein Muss ist der Besuch der Festungsinsel Suomlinna. Von Helsinki aus geht es mit der Bahn nach Turku Satamaar, wo umgestiegen werden kann auf die Schiffe der Viking-Line. Diese bietet unglaublich günstige Minikreuzfahrten an. Es ist auch möglich, mehrmals hin- und herfahren. Die Schärenküste auf den beiden Seiten lohnt sich durchaus öfter zu durchqueren. Von Stockholm aus bin ich damals aus Zeitgründen zurückgeflogen. Mit dem Tarif Sparpreis Europa Schweden kann man aber auch für recht günstige Preise an einem Tag per Bahn wieder zurück nach Deutschland kommen.

September 2018: Georgien auf dem Land – und Seeweg

Von Berlin nach Kutaisi sind es gerade mal vier Stunden mit dem Flieger. So bin ich auch zurückgekommen. Für die Hinfahrt habe ich allerdings einen längeren Weg gewählt, denn: der Weg ist das Ziel.

Ganz früh morgens los ging los: um 04:00 morgens ab dem Regionalbahnhof Schönefeld Flughafen, über Cottbus, Görlitz, Wroclaw nach Przemysl, wo ich mit geringer Verspätung ankam, so dass ich den Kurswagen nach Odessa ohne Probleme erreichte. Die Nacht war lustig, mit zwei Ukrainern auf dem Heimweg von der polnischen Baustelle in die Oblast Kherson. In Odessa angekommen, erst mal direkt ins Hostel, am Rand es historischen Zentrums, in unmittelbarer Nähe des großartigen Novyi Bazar mit seinen historischen Markthallen. Nettes Zusammensitzen abends im Hof, am nächsten Vormittag dann mit der Marshrutka zum Hafen von Chornomorsk. Einchecken, dann per Bustransfer ins Hafengelände, wo sich schon eine Gruppe von etwa 15 Backpackern versammelt hatte. Deutsche, Holländer, Engländer, Schweizer, Amerikaner, Dänen, ein Weißrusse mit Fahrrad, ein ukrainisches Pärchen. Der Rest waren Truckfahrer, denn das ist der eigentliche Sinn dieses Schiffes, das ca. 2x pro Woche fährt und in 48h das Schwarze Meer überquert. Dabei handelt es sich um alte Ostseefähren, in den 80er Jahren in Rostock gebaut um den unzuverlässig gewordenen Bruderstaat Polen auf dem Weg in die Sowjetunion (Klaipeda) umgehen zu können. Die Schiffe tragen daher die Namen Greifswald und Kaunas. Eine großartige, geräumige Kabine ist im Preis mit inbegriffen, wie auch drei tägliche Mahlzeiten. Etwa 120 € sind für die Überfahrt zu rechnen. Das Animationsprogramm beschränkt sich im Wesentlichen auf einen Fernseher in der Bar, ansonsten sitzt man an Deck und genießt den Blick auf die Südküste der russisch besetzten Halbinsel Krim. Nach zwei Tagen hat man mit jedem der Backpacker mal gesprochen – eine regelrechte kleine Familie ist entstanden. Batumi überrascht durch eine neugebaute Las Vegas-ähnliche Hochhauskulisse, aber es gibt auch paar historische Straßenzüge im Zentrum und einen wirklich tollen Kiesstrand. Am übernächsten Vormittag, besteige ich nach einem Kaffee im Antlitz von Josef Stalin am örtlichen Busbahnhof den Minibus in die Berge. Das Gepäck wird auf dem Dach verstaut und los gehts in atemberaubender Fahrt nach Swanetien, wo im Ort Mestia in der letzten 10 Jahren buchstäblich ein neuer Touristenhotspot entstanden ist. Ein neues Ortszentrum im schweizer Chaletstil, unzählige Pensionen und Restaurants und ein regionaler Flughafen in der gar nicht mehr so einsamen Bergwelt. Swanetien ist bekannt für seine unzähligen Wehrtürme, die über die Dörfer verstreut sind. Im Norden bildet der Uzhba die Grenze zu Russland. Den Viertagesfernwanderweg von Mestia nach Ushguli nehme ich mir für die nächste Reise vor. Schon jetzt sehe ich: die meisten Touristen, allesamt Backpacker kommen aus Deutschland und Israel. Vom nächstgelegenen Bahnhof fährt ein Nachtzug nach Tbilisi, normale 4er Kupes, wie man sie aus den postsowjetischen Ländern kennt.

Der Bahnhof von Tbilisi ist ein Musterbeispiel für den sowjetischen Brutalismus der siebziger Jahre, mittlerweile schon wieder deutlich in die Jahre gekommen. Ich entscheide mich dafür, den Weg ins Zentrum zu Fuß zu laufen, was einige Zeit dauert. Auf dem Weg zeigt sich: vieles wurde bereits saniert, aber mindest genauso viel ist noch zu tun. Die Alstadt von Tbilisi unterhalb der Burg besteht aus tollen Holzhäusern mit geschnitzten Balkonen und unzähligen Kirchen. Mehrere schwefelhaltige Thermalquelen haben ein ein regelrechtes Bäderviertel entstehen lassen, unter massiven gemauerten Kuppeln gibt es öffentliche, aber auch stundenweise zu mietende Privatbäder. Einen Tag nutze ich für einen offiziellen Busausflug nach Signagi ins Weinanbaugebiet Kachetien, nahe der Aserischen Grenze.

Weiter geht es in den hohen Kaukasus, nach Stepantsminda (ehem. Kazbegi) am Fuß des Kazbek, mit 5054 m der am einfachste zu besteigende 5000er. Ob ich noch fit genug bin, um ganz hoch zu steigen, ist zu bezweifeln, aber das nächste Mal werde ich sicher bis zur Übernachtungshütte in 3600m vordringen. Und dort mal weiter sehen. Ich teile mir ein Mehrbettzimmer mit drei Israelis. Am folgenden Tag geht es bis auf 3000m, wo am Fuß des Gletschers soeben eine moderne, wenn auch teure Hütte fertig geworden ist. Nach einem Kaffee dort oben geht es wieder runter, wo ich noch kurz die mittelalterliche Kirche oberhalb des Ortes ansteuere. Tags drauf miete ich mir ein Fahrrad und fahre zunächst das Tal runter bis an die russische Grenze und dann nochmal 10 km in die andere Richtung.

Mit Umstieg in Tbilisi erreiche ich Borjomi den Herkunftsort des weltberühmten Mineralwassers. Borjomi war so etwas wie das Karlsbad des Zarenreiches, aber wenn man das echte Karlsbad kennt, kann man nur enttäuscht sein. Ein mäßig spektakulärer Kurpark mit zwei Quellen, einige Villen und ein heruntergekommenes Zentrum. Immtehin gibt es etwa 5 km vom Kurpark talaufwärts ein Thermalfreibad.

Von Borjomi aus kann man wunderbare Ausflüge in Richtung türkische Grenze unternehmen: zum Felsenkloster Vardzia und zu der – deutlich sichbar  frisch rekonstruierten – etwas kitschig wirkenden Burganlage von Akhaltsiche.

Eine elektrifizierte Schmalspurbahn führt von Borjomi aus in 2,5 Stunden in die Berge nach Bakuriani. Die Runterfahrt mit der Marshrutka dauert 20 min.

Die letzte Station steht an: Kutaisi, eine schöne Unistadt, mit ca. 150000 Einwohner eine der größeren im Land. Hier übernachte ich in einem Hostel, dessen Aufenthatlsraum ansonsten eher dem Schnapsbrennen und Weinkeltern dient. Ein gemütlicher Tag noch – einen Ausflug in das umliegende Karstgebirge mit der Bergbaustadt Chiatura, die vor allem durch ihre zahlreichen, klapprigen Seilbahnen bekannt ist, spare ich mir auf die nächste Reise. Von Kutaisi fliege ich zurück. Es war sicher nicht die letzte Reise nach Georgien.

Februar/März 2014: Einmal um die Iberische Halbinsel

Diese Tour führt komplett per Bahn einmal nach Portugal und zurück. Von Frankfurt aus gibt es einmal pro Tag einen TGV direkt nach Marseille, wo man gegen 22:00 Uhr ankommt. Hier ein schlechtes Hostel bezogen und ein Spaziergang durch die menschenleere Innenstadt gemacht. Tags drauf früh los, weiter mit dem AVE nach Barcelona, herrlich entlang der Longuedoc-Küste mit Blick auf die Pyreneen. Umstieg in Barcelona und abends Ankunft in Cartagena, eine wenig touristische Hafenstadt. Hier hatte ich eine kleinen Pension für zwei Nächte. Die Stadt hat schöne alte Fassaden mit großartigen Balkonen und auf den Hügeln finden sich zahlreiche Forts und Festungen. Auch in römisches Amphittheater wurde ausgegraben.

Hier enden alle Bahnstrecken, weiter geht es nur per Bus, nach Almeria. Leider hatte ich keine Zeit, mir diese Stadt näher anzugucken, denn am selben Abend wollte ich in Cordoba sein. Die spektakuläre Bahnstrecke durch die südspanische Halbwüste, nordliche der Sierra Nevada entlang kann jedem empfohlen werden. Cordoba selbst hat eine riesige verwinkelte Altstadt und war ein Zentrum der maurischen Kultur. Alcazar und Mesquita zeugen heute noch davon. Die Mesquita wurde umgewandelt in eine Kirche, doch die romanischen Bögen und Säulen der alten Moschee blieben erhalten. Eine tolles Hostel inmitten der Alstadt war meinen Bleibe dort. Von Cordoba aus ist es nicht weit über Sevilla nach Cadiz, bereits am Atlantik gelegen. Die Altstadt befindet sich auf einer ehemaligen Insel und zahlreiche Geschlechtertürme sind in den verwinkelten Gassen erhalten.

In Sevilla – hier gibt es mit dem Bahnhof Santa Justa ein großartiges Beispiel moderner Bahnhofsarchitektur – hatte ich einige Stunden Zeit, dann fuhr der Linienbus über Faro nach Lagos. Eine Bahnverbindung von Südspanien nach Portugal existiert nicht, so wie die Verbindungen zwischen den beiden Ländern überhaupt recht spärlich sind. Portugal macht einen völlig anderen Eindruck. Hochhausarchitektur wie in Spanien findet sich dort kaum, alles ist etwas kleiner und gemütlicher. Auch die Leute unterscheiden sich: die Portugiesen sich deutlich ruhiger, zurückhaltender….und sprechen englisch! Lagos hat eine schöne barocke Altstadt und ist komplett von Stadtmauern umgeben. Vom Zetrum aus kann man wunderbar entlang der Algarveküste, mit ihren Sandsteinklippen entlang wandern und erreicht einen langen Sandstrand. Hier gibt es gleiche mehrere Fischrestaurants. Und die Wassertemperatur Ende Februar wurde von mir aus erträglich eingestuft.

Von Lagos ging es mit dem Regionalzug am späten Nachmittag nach Lissabon, wo ich zwei Tage übernachtete. Das dortige Rossiohostel dürfte zu meinen Top Ten zählen. Lissabon, das sind hügelige Gassen mit gekachelten Häuserwänden, großartige Plätze und historische Aufzüge um den Höhenunterschied zwischen den Stadtvierteln zu überwinden. Der Bahnhof Lisboa Oriente gilt als ebenfalls als ein Meisterwerk moderner Bahnhofsarchitektur, erbaut von Calatrava. Wirklich ein Highlight!

Die zweite bedeutende Stadt im Norden von Portugal ist Porto. Kleiner und gemütlicher als Lissabon, und voller historischer Cafés und Märkte. Die Brücke über den Douro wurde übrigens von Gustave Eiffel errichtet. Auf der einen Seite des Flusses die ansteigende Altstadt auf der anderen Seite die Portweinkeller. Man kann den einen oder anderen besichtigen, es lohnt sich! Der Bahnhof Sao Bento ist ebenfalls im höchsten Maße sehenswert: die Bahnhofhalle ist von oben bis unten mit blauen Kacheln gefließt. Am folgenden Tag machte ich eine Radtour entlang des Douro, etwa 60 stadtauswärts und mit einem Regionalzug wieder zurück.

Von Porto aus gibt es eine Verbindung nach Vigo und weiter nach Santiago de Compostella, weltbekanntes Ziel des St. Jakobspilger. Die Stadt besteht komplett aus historischen Gassen mit Laubengängen und die Wallfahrtskirche – innerlich trotz des barocken Äußeren bis heute romanisch – muss man gesehen haben. Bei schlechtem Wetter mit einem Tageszug von Santiago nach Vittoria erreiche das Baskenland. Hier nochmal eine Übernachtung und am nächsten Tag nach Paris, wo es damals noch einen Nachtzug gab, um von dort aus direkt Berlin zu erreichen.