Schallplatten, die mich geprägt haben

Immer mal wieder gibt es auf Facebook das Spiel, 10 Alben zu benennen, die einen persönlich beeinflusst oder geprägt haben, ohne Erklärung, ohne Kommentar. So gut ich diese Idee als solche finde, ohne die Auswahl zu erklären und zu kommentieren, ist das Unsinn. Aus diesem Grund habe ich das ganze sehr wohl kommentiert. Manchmal sind Regeln eben auch zum Brechen da.

Hier also meine Top-Ten-Liste der Alben, wie ich sie auf Facebook gepostet habe. Jeden Tag ein neues. Diese Auswahl zu erstellen war nicht einfach, ich habe daher nur Platten gewählt, die ich selbst auf Vinyl habe und habe auch grundsätzlich nur ein Album pro Gruppe und pro musikalisches Genre gewählt.

1. BAP – Vun drinne noh drusse.

Aufgewachsen in der bayerischen Provinz, war das Rheinland für mich immer eine Art liberaler Sehnsuchtsort. Von da zu BAP ist es nicht weit. Und Wolfgang Niedecken ist unmittelbar dafür verantwortlich, dass ich statt, wie in Bayern üblich, nach dem Abi zum Bund zu gehen, verweigert habe.

2. Dire Straits – Brothers in Arms

Mit ungefähr 16 entdeckte ich, dass es jenseits des Dudelfunks von Bayern 3 und Antenne Bayern auch wirklich guten Pop-Rock gibt. Bei meinen Lieblingsliedern aus dieser Scheibe von den Dire Straits schwanke ich bis heute zwischen Walk of Life, Money for nothing, The man´s too strong, Why worry, Brothers in Arms…Ach scheiße, die Songs sind alle gut!

3. Led Zeppelin III.

Etwas verspätet, so etwa zu Beginn meiner Zivizeit begann ich dann „richtige“ Musik zu entdecken, hier meine erste Anschaffung von Led Zeppelin, die Väter von so ziemlich allem, was die Rockgeschichte hervorgebracht hat: Blues Rock, Folk Rock, Hard Rock und Progressive Rock. Die Nr. 3 ist nach wie vor meine Lieblingsplatte dieser Band, knapp gefolgt von der grandiosen Doppel-LP Physical Graffiti.

4. Rage against the Machine

Zu Beginn meiner Studentenzeit in Mainz gab es in der Neustadt einen wunderbaren Rockclub, das Route 66., leider schon seit Jahren zu. Ein langgezogenes Kellergewölbe mit Bar in der Mitte und einer kleinen Tanzfläche am Ende. Dort hörte ich zu Beginn der 90er Jahre zum ersten Mal: „Killing in the name“ harte 70er-Jahre Rockriffs, funkiger Rhytmus, Rap-Gesang. Ein neues Musikgenre war entstanden: der Crossover. Hier die Doppel LP aus rotem Vinyl von Rage against the Machine.

5. Element of Crime – an einem Sonntag im April

Ebenfalls während meiner Mainzer Studienzeit wurden Element of Crime mit ihrer Mischung aus Chanson und Indierock populär. Prägend die markante Stimme von Sven Regener und Akkordeon und Trompete mit dabei. Gerne erinnere ich mich an eine organisierte Segeltour auf dem Ijsselmeer, wo Element of Crime rauf und runter gelaufen ist. „Ein Glas auf uns und eins auf die See.“ Hier das 1994er Album: an einem Sonntag im April.

6. Massive Attack – Mezzanine

Noch Mitte der 90er Jahre lief ich mit T-Shirs rum à la: „I like Techno unplugged“. Damals galt Techno und elektronische Musik noch als der natürliche Feind von allem Handgemachtem, also der „echten“ Musik. Und dann kamen Prodigy oder Massive Attack und revolutionierten die Rock- und Popmusik indem sie beide Genres zusammenbrachten. Sicher nicht zum Nachteil der weiteren Musikentwicklung. Hier also: Massive Attack, Mezzanine

7. Dead Can Dance – Aion

Zu Beginn der 90er Jahre ging auch an mir die damalige Gothic-Welle nicht völlig vorüber. Zwar trug ich nie schwarze Klamotten, aber die Wave- und Gothic Abende im KUZ oder im Lindenbaum, zwei Mainzer Kult-Locations (letzterer leider schon seit rund 20 Jahren zu) habe ich sehr wohl besucht. Genau wie auch Konzerte von Deine Lakeien oder Dead can Dance. Hier also nun eines der besten Alben von Dead can Dance.

8. Fairport Convention – Babbacombe Lee

Diese Platte war im Grunde ein Zufallskauf auf einer Schallplattenbörse. Vermutlich war sie nicht teuer, und mir hat das Cover gefallen, gehört hatte ich den Namen der Gruppe zuvor jedenfalls noch nie: Fairport Convention, die Altmeister des englischen Folkrocks. Diese Platte hat meinen weiteren Musikgeschmack entscheidend geprägt und die britische und irische Folkmusik für mich erschlossen. Es handelt sich um das Konzeptalbum „Babacombe Lee“, in der die Geschichte eines Justizskandals um einen unfairen Prozess, indem jener John Lee unschuldig wegen Mord zum Tode verurteilt wird, erzählt wird. Doch die Hinrichtung läuft anders als erwartet…. Eines der wohl grandiosesten Alben der britischen Folkmusik, noch in der Originalbesetzung mit Dave Swarbrick und stilprägend für eine ganze musikalische Epoche. Mehrfach – freilich nicht mehr in der Originalbesetzung konnte ich später Fairport Convention auch live erleben. „Our next song is very similar to our last song, because it contains many of the same notes…“, ist einer der wirklich guten Standardsprüche bei den Konzerten. Wirklich erlebenswert!

9. Tri Yann – Le Soleil est Vert

Diese Platte ist so ziemlich das beste, was in Punkto Folk Rock jemals erschienen ist. 1970 gegründet, feiern Tri Yann, die älteste Band Frankreichs, dieses Jahr ihr 50!!! Bühnenjubliäum. Das hier vorgestellte Plattencover ist nicht nur farblich grün, die Platte ist eine Hommage an die Umwelt- und Anti-AKW-Bewegung von Frankreich (ja, so etwas gibt es!), die hier in der Bretagne mit der Verhinderung des geplanten Kernkraftwerkes Plogoff in unmittelbarer Nähe der Pointe du Raz gegen Ende der 70er Jahre einen einzigartigen Erfolg erringen konnte. Auf der Platte zu hören ist der rockige Hit „Kan ar kann“, das Kampflied der damaligen Bewegung, eingebunden in eine Suite, die eine gesamte Plattenseite einnimmt. Auch die Ballade „Si mort a mors“ und der tanzbare An Dro: „Guerre guerre – vente vent“ ist auf diesem musikalischen Meisterwerk zu finden: Le soleil est vert – die Sonne ist grün!

10. New Model Army – Thunder and Consolation

New Model Army war in den 80er und 90er Jahren die Band, in der Punk, Wave und Folkrock am besten miteinander kombiniert wurden. Gerne wurden sie ein einem Atemzug mit den Levellers genannt, häufig traten sie auch gemeinsam auf, wobei die Levellers deutlich folkiger waren. Beide Bands entstanden aus der englischen Punkbewegung heraus. Die Texte sind durchweg politisch, kritisch und offensiv und richten sich vor allem gegen die Tories, namentlich gegen Thatcher, rechtsstaatliche Defizite, gegen Rassismus und für soziale Gerechtigkeit,Thunder an Consolation enthält so großartige Nummern wie White Coats, Family, 125 mph und vor allem das großartige Werk Vagabonds, mit seinem schier endlosen Geigensolo. Lange Zeit übrigens einer meiner absoluten Lieblingssongs.

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