Diese Reise im September 2013 ist zwar schon einige Zeit her, mit dem knappen, aber wundervollen Sieg von Joe Biden geriet die USA aber wieder vermehrt in mein Blickfeld und ich begann meine Bilder von damals wieder auszugraben.
Hier der erste Teil meines Reiseberichtes. Weitere werden folgen.
Es begann mit einem Flug nach Washington DC. Nach einer unglaublich langen Wartezeit an der Einreisekontrolle, gerade mal drei Schalter waren geöffnet, verlief die Einreise problemlos. Das ESTA hatte ich schon zu Hause gemacht, die Fingerabdrücke wurden genommen, dann konnte ich einreisen.
Mein erstes Quartier war ein Hostel in der H-Street, gleich hinter der Union Station und dem Capitol Hill. In DC gibt es ein öffentliches Bike-Share-System und so war ich mobil: Das Capitol, die Mall, das weiße Haus, die edlen Viertel um den Dupont Circle, Georgetown, Arlington.
Hier einige Eindrücke der ersten Tage:
Von DC gibt es gute Amtrakverbindungen nach Philadelphia, die zweite Station meiner Reise.
Diese Stadt gilt als eine der wichtigsten Stätten des Kampfes um die Unabhängigkeit, eine Tradition, die lebendig geblieben ist: Im November 2020 stimmten hier 80% der Bürger für Joe Biden und damit für die Demokratie.
Die Stadt selbst ist interessant, für amerikanische Verhältnisse geradezu historisch, aus europäischer Perspektive könnte man aber sehr viel mehr daraus machen: In der Altstadt gibt es keine Fußgängerzone, zwischen dem bebauten Gebiet und dem Delaware-River befindet sich eine 8-spurige Autobahn. Überhaupt Autos: überall gibt es monströse, barbarisch hässliche Hochparkhäuser, öffentlicher Verkehr findet faktisch nicht statt. Ich übernachte in einem grandiosen Hostel im Fairmountpark, in einer alten Villa. Zwischen dem Park und der Dowtown liegen bereits einige Gettos, in denen man nicht nachts alleine unterwegs sein möchte. Mit einem Schweizer, der sich leider im Nachhinein als ziemlich rechts entpuppte, weshalb ich den Kontakt abgebrochen habe, zog ich durch die Straßen.
Die Downtown besteht aus einigen alten und neuen Hochhäusern, einigen Bauten aus dem 19. Jahrhundert und ist einen Besuch wert. Chinatown grenzt direkt an.
Weiter ging es nach Pittsburgh. Die alte Stahlarbeiterstadt ist mittlerweile eine der spannensten Städte des amerikanischen Ostens und im höchsten Maße untouristisch. Ohio- und Allagheany-River fließen hier zusammen und bilden eine Halbinsel, die ein wenig mit dem Deutschen Eck in Koblenz zu vergleichen ist. Hier liegt die Downtown, tolle alte Hochhäuser im Art-Deco-Stil, einige neue Gebäude, aber auch viele Brickhouses, prachtvolle Verwaltungsgebäude vom Ende des 19. Jahrhundert. Historische Stahlbrücken verbinden die Ufer der beiden Flüsse miteinander.
Auf der Südseite des Ohio-River steigt des Ufer steil an, hier gibt es zwei historische Schrägaufzüge, vergleichbar mit dem Funikular in Kyiv. Etwas weiter flussaufwärts liegt das alte Viertel South Side, ehemals das Viertel für die ukrainischen Auswanderer. Einige orthodoxe Kirchen sind hier bis heute zu sehen. Ich komme unter in einem halblegalen, aber genialen kleinen Hostel in Lawrenceville, einem Altbaukiez, etwa 6 km außerhalb des Zentrums
Mit dem Greyhound geht es weiter nach Erie, eine gemütliche Kleinstadt am Eriesee und nach einigen Stunden Aufenthalt weiter nach Buffalo, bereits in New York State. Auch hier tolle Art Deco Architektur, insbesondere das Rathaus, von dessen Turm aus eine grandiose Aussicht auf die Stadt und den Eriesee besteht, eine Straßenbahn, ein alternatives Kneipenviertel und ein grandioser leider-leider leerstehender alter Bahnhof.
Von Buffalo aus fährt der Stadtbus nach Niagara Falls (NY), von wo aus eine Fußgängerbrücke nach Niagara Falls (ON) führt. Hier befindet sich die kanadische Grenze. Vor allem auf der kanadischen Seite reichen die Hochhäuser bis fast ans Wasser. Der Touristenrummel ist unglaublich. Das Naturschauspiel der Niagarafälle mit seinen tosenden Wassermassen und Regenbögen allerdings auch.
Von dort aus gibt es gute Busverbindungen nach Toronto, wo ich mir ein tolles Hostel nahe des fintancial district gebucht hatte. Toronto liegt direkt am Ontariosee. Viele Hochhäuser, von der Architektur her eher unterdurchschnittlich, ein älteres Viertel, der Destillierie District und vor allem die großartige parkartige Insel im See, die mit regelmäßigen Fähren erreichbar ist. Der Wetter war leider schlimm, weshalb die Bilder recht grau sind.
Von dort aus ging es weiter nach Montreal im französischsprachigen Teil von Kanada. Unter den Millionenstädten Nordamerikas ist Monreal eine meiner Lieblingsstädte. Alles ist hier europäischer, französische Kultur und Sprache trifft hier auf amerikanische Weltoffentheit. Eine kleine Altstadt erinnert stark an die Bretagne, aber die amerikanischen Wolkenkratzer sind nur wenige Schritte entfernt. Vom modernen Zentrum zieht sich die Rue St. Denis mit unzähligen Bar und Kneipen auf das Plateau du Mont Royal von wo aus der Berg bestiegen werden kann. Hier herrscht wildes Treiben: Trommler, Musiker, DJs. Alles in einer Gelassenheit, wie man es sich von Berlin nur wünschen kann. Und bei Durst hilft der Dépanneur, die Pannenhilfe, wie Spätshops in Quebec genannt werden.
Die nun folgende Zugfahrt von Montréal nach New York ist etwas, das nicht nur eingefleischten Bahnfreaks wärmstens empfohlen werden kann. Die rund 600 km lange Strecke führt mitten durch die Apalachen, entlang unzähliger See und durchs Hudsontal um schließlich nach rund 12 Stunden in die unterirdische NY-Penn Station einzulaufen.
Das war Teil 1, es folgt Teil 2: New York, Detroit, Chicago. Stay tuned!